Systematik: Schildkröten (Testudines), Unterordnung Halsberger-Schildkröten (Cryptodira), Familie Landschildkröten (Testudinidae), Gattung Centrochelys, früher Geochelone

Verbreitungsgebiet: gesamte Sahelzone von Senegal bis Äthiopien

Lebensraum: Trockensavannen bis Halbwüsten mit sehr geringen
Niederschlägen und Temperaturen bis 50°C

Größe/Masse: 85cm/100kg, sicher auch darüber

Besonderheiten: stark grabende Art (im natürlichen Lebensraum als Schutz vor
hohen Temperaturen Bedingung), läuft schnell und wendig,
♂♂ untereinander aggressiv, vegetarisch, nicht wählerisch

Schutzstatus: WA Anhang II

Haltung/Nachzucht:
Noch vor einigen Jahren gehörte Centrochelys sulcata zu den in Privathand selten gepflegten Landschildkröten. Ihr eilte der negative Ruf voraus, sehr schnellwüchsig, aggressiv und stark grabend zu sein.

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata)

Im Sommer 1990 als Babys mit 60 g bzw. 75 g übernommene Geochelone sulcata wuchsen sehr rasch zu stattlichen Männchen heran. Nach 8 Jahren wogen sie 38 kg bzw. 28 kg, nach 25 Jahren 80 kg bzw. 90 kg. Etwas später kam ein etwa gleichaltriges Weibchen hinzu.

Den drei Tieren steht eine südexponierte Freianlage von etwa 100 qm zur Verfügung sowie ein beheizbarer Stall von 5,5 qm und ein dazwischen liegendes 7,5 qm großes Frühbeet. Die Anlage ist solide umfriedet, die geringste Höhe beträgt an einer Stelle nur 27 cm (zu einem Nachbarterrarium). Obwohl das größte Tier 85 cm lang ist und stellenweise über die Umfriedung schauen kann, konnten noch nie Kletterversuche beobachtet werden. Ein ziemlich steiler Hügel in der Anlage wird gemieden. Entsprechend ihrer Herkunft (Sahelzone) meiden sie auch die lang andauernde direkte Sonnenbestrahlung, an sonnigen Tagen ruhen sie im Schatten oder verbergen sich im Stall. Aufgrund dieser Möglichkeit haben die Tiere auch noch nie versucht, sich einzugraben. Sie können ihren Aufenthalt ganzjährig wählen, außer bei Minusgraden. Der Stall wird mit einem Heizlüfter auf etwa 28°C erwärmt, ein Infrarot-Strahler erzeugt lokal 40-50°C. Hier können sich die Schildkröten auf ihre Vorzugstemperatur aufheizen und sind dann in der Lage zu längeren Weidegängen bei winterlichen Temperaturen oder zu Ausflügen im Schnee. Sie kehren immer selbstständig in den Stall zurück. Mehrere Stunden am Tag weiden die Schildkröten Gras, das als Hauptnahrung dient. Als Zukost erhalten sie gelegentlich Saisonobst und -gemüse wie Äpfel, Birnen, Gurken und Kohl. Im Winter steht ständig Heu zur Verfügung.

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata), Paarung

Paarungen finden während des ganzen Jahres statt, am häufigsten aber von Mai bis September, sowohl im Freien, als auch im Stall. Die Eiablagen erfolgten bisher in den Monaten September bis Februar, und zwar immer im Frühbeet. Das Weibchen war zum Zeitpunkt seines ersten Geleges 5 Jahre alt.

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata), Eiablage

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata), Eier

Die Gelege enthielten 19 bis 21 tischtennisball-große Eier. Diese wurden in einem Eigenbau-Inkubator in Sand gebettet und bei 30 bis 33°C inkubiert. Die Jungtiere schlüpften nach 90 bis 125 Inkubationstagen, also mit erstaunlicher Verzögerung innerhalb eines Geleges! Dottersackreste bis zu Kirschgröße wurden innerhalb einer Woche resorbiert. Dazu blieben die Babys im Inkubator, aber einzeln in mit feuchtem Sand gefüllten Dosen (gegenseitige Verletzungsgefahr!). Die Aufzucht der Jungtiere erfolgt im beheizten Zimmerterrarium und ist unproblematisch. Beleuchtet und beheizt wird mit Hochvolt-Halogenstrahlern, UV-Lampen sind verzichtbar. Sulcata-Babys fliehen vor ungefilterter Sonneinstrahlung und reagieren bei UV-Beleuchtung mit Stress-Symptomen. Babys sind auffällig sensibel gegen jegliche Art von Manipulation und können nicht mit Jungtieren anderer Arten vergesellschaftet werden, weil die mit anderen Aktivitätsrhythmen störend wirken.

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata), Jungtiere

Autor: Edlef Heimann
Fotos: Edlef Heimann